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Homophobe und Autokraten

MOSKAU – Die chinesische Regierung hat „weichliche“ und „weibische“ Männerdarstellungen im Fernsehen verboten. Dies ist Teil einer bösartigen Propagandakampagne, die diese Männer als „abnorm“ und irgendwie gegen die Moralvorstellungen des Landes verstoßend brandmarkt. Dass Präsident Xi Jinping Schwule – und überhaupt alle, die nicht dem herkömmlichen Standard von Männlichkeit entsprechen – ins Visier nimmt, sollte nicht überraschen. Homophobie ist ein autoritäres Markenzeichen.

Als ich Anfang der 1980er Jahre in Moskau studierte, wurde einer meiner Kommilitonen – ein stiller Literaturliebhaber – wegen angeblichen Plagiierens von der Uni verwiesen. Doch ich werde nie vergessen, wie ein anderer Kommilitone sich zu mir herüber lehnte und mir zuflüsterte, dass das Verbrechen unseres zwangsexmatrikulierten Mitstudenten tatsächlich gewesen sei, dass er „schwul war“.

Was auch immer seine sexuelle Orientierung gewesen sein mag: Unser Kommilitone wurde eindeutig als zu sanft für unser „heroisches“ Sowjetmilieu erachtet. Tatsächlich mussten sogar Frauen männlich daherkommen: Bilder junger Arbeiterinnen in orangefarbenen Westen, die Schnee schippten und Nägel einschlugen, waren in der Sowjetära gang und gäbe. Doch für Männer war es im Grunde ein Verbrechen, weniger als ein Vollblutmann mit stolz geschwellter Brust und schussbereitem Gewehr zu sein.

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