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Sind Chinas Handelspraktiken wirklich unfair?

BRÜSSEL – Der zeitweise Waffenstillstand zwischen US-Präsident Donald Trump und seinem chinesischen Amtskollegen Xi Jinping beim gerade abgeschlossenen G20-Treffen in Buenos Aires wird beiden Seiten etwas Zeit geben, um über die betreffenden Themen nachzudenken. Und das grundlegendste dieser Themen ist die Frage, ob die amerikanischen Vorwürfe gegenüber China – die auch von vielen anderen Industrieländern geteilt werden – eigentlich gerechtfertigt sind.

Natürlich sind unilaterale US-Maßnahmen im Rahmen der weltweiten Handelsregeln nicht vertretbar. Haben die Industrieländer – die bereits eine informelle Kontaktgruppe von „Chinaverlierern“ gegründet haben, zu der auch Vertreter der Europäischen Union, Japans und der Vereinigten Staaten gehören – aber recht damit, dass Chinas Handelspraktiken teilweise unfair waren, könnten Gegenmaßnahmen durchaus berechtigt sein.

Die größte Sorge der USA ist wohl der so genannte „erzwungene Technologietransfer“ – also die Vorschrift, dass ausländische Unternehmen, wenn sie Zugang zum chinesischen Markt erhalten möchten, ihr intellektuelles Eigentum mit einem chinesischen „Partner“ teilen müssen. Aber dieser Begriff ist bestenfalls eine Fehlbezeichnung, da Unternehmen, die ihre Technologie nicht teilen wollen, sich immer auch entscheiden können, nicht in China zu investieren.

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