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Das Problem mit der COVID-Konvergenz

NEW HAVEN – Viele stimmen überein, dass die COVID-19-Pandemie die Ungleichheit innerhalb der Länder vergrößert hat. Weniger beachtet wird ihr Einfluss auf die Ungleichheit zwischen den einzelnen Ländern, die – wegen der überproportionalen Auswirkungen auf die Industriestaaten – in die entgegen gesetzte Richtung ging.

Zu Beginn der Pandemie wurde häufig erwartet, dass sie die armen Länder viel härter treffen würde als die reichen. Laut einer Umfrage des wirtschaftlichen Expertengremiums der Initiative für Globale Märkte stimmte eine Mehrheit darin überein, dass der „wirtschaftliche Schaden durch das Virus und die Lockdowns letztlich überproportional auf die Länder geringen und mittleren Einkommens fallen würde“. Auch Politiker waren dieser Ansicht. Im April bemerkte die Verwaltungsdirektorin des Internationalen Währungsfonds, Kristalina Georgiewa: „Genau wie die Gesundheitskrise die verletzlichsten Menschen am schwersten trifft, trifft auch die Wirtschaftskrise die verletzlichsten Länder am schwersten.”

Es wurde angenommen, dass es den Ländern geringen und mittleren Einkommens an öffentlichen Gesundheitskapazitäten und Haushaltsressourcen fehlen würde. Aber die Daten erzählen eine andere Geschichte: In einer Untersuchung vom Juni 2020 kamen Tristan Reed von der Weltbank und ich zu dem Ergebnis, dass die Zahl der kumulierten COVID-19-Todesfälle pro Million Menschen in den Ländern mit hohem Einkommen erheblich höher war als in jenen mit mittlerem oder niedrigem Einkommen – sogar unter Ausschluss Chinas. Darüber hinaus war der Verlauf der Pandemie in Ländern mit unterschiedlichem Einkommensniveau bemerkenswert verschieden.

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