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Eine europäische COVID-Alternativgeschichte

ATHEN – Stellen wir uns vor, die Coronavirus-Pandemie hätte das Vertrauen in die europäische Union nicht untergraben, sondern gestärkt. Stellen wir uns vor, COVID-19 hätte die EU-Politiker veranlasst, ihre jahrelange Bissigkeit und Spalterei zu überwinden. Und stellen wir uns vor, so sei in diesem Jahr ein stärkerer, besser integrierter Länderblock entstanden, von dem sich die Welt eine globale Führungsrolle erhofft.

Stellen wir uns all dies vor. Das ist gar nicht so schwer:

Ende Februar 2020, zwei Wochen bevor die Weltgesundheitsorganisation den Pandemiezustand ausrief, hatte der EU-Rat die Europäische Kommission bereits beauftragt, den Kampf Europas gegen das Coronavirus zu koordinieren. Innerhalb weniger Tage stellte die Kommission dann eine Liste wichtiger, europaweit knapper Ausrüstung zusammen – von Schutzausrüstung bis hin zu Einheiten zur Intensivbehandlung – und gab bei den Herstellern Bestellungen auf. Außerdem gründete sie das Cov-Comm, ein Komitee führender Epidemologen und Vertreter der EU-Gesundheitssysteme, um sich tagesaktuell beraten zu lassen. So mussten sich die Nationalregierungen um wichtige Dinge wie optimale Reise- und Abstandsregelungen nicht mehr selbst kümmern und konnten sich stattdessen darauf konzentrieren, den neuen Plan der EU umzusetzen.

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