gros142_ FREDERIC J. BROWNAFP via Getty Images_ Frederic J. Brown/AFP via Getty Images

Warum Subventionen Lockdowns überlegen sind

BERLIN – Viele europäische Regierungen versuchen derzeit, die zweite Welle der COVID-19-Pandemie durch Verhängung eines „Lockdown light“ zu bekämpfen, der normalerweise Einschränkungen für den Betrieb von Restaurants, Bars und einigen nicht systemrelevanten Geschäften beinhaltet. Die diesen Teilschließungen zugrundeliegende Annahme ist, dass das Infektionsrisiko höher ist, wenn Menschen auf engem Raum zusammenkommen. Ein vor kurzem in Nature veröffentlichter wissenschaftlicher Aufsatz liefert weitere Belege dafür, dass Orte wie Restaurants, Fitnessstudios und Cafés eine wichtige Rolle bei der Ausbreitung des Coronavirus spielen können.

Die angeordneten Schließungen haben (insbesondere in Frankreich und Italien) zu starken öffentlichen Protesten geführt, denn sie bedrohen die wirtschaftliche Existenz vieler Inhaber von kleinen Läden und Restaurants. Diese Sektoren standen wegen des elektronischen Handels schon vor der Pandemie unter Druck, und viele wirtschaftlich gerade noch lebensfähige Betreiber fürchten, dass sie selbst einen leichten zweiten Lockdown nicht überleben würden. Die Regierungen versuchen zwar, ihnen zu helfen, indem sie sie für Einkommensverluste entschädigen. Doch in vielen Fällen kommen diese Entschädigungen zu spät, decken nicht die gesamten Verluste ab und lassen sich nur schwer auf die wirtschaftlich Schwächsten zuschneiden.

Doch müssten sich die Regierungen womöglich gar nicht auf Zwangsschließungen stützen, wenn sie als Alternative Steuern oder Subventionen in Betracht zögen. Derartige fiskalische Maßnahmen haben bisher bei den sogenannten nichtpharmazeutischen Interventionen zur Bekämpfung der Pandemie keine Rolle gespielt, obwohl sich damit dieselben Social-Distancing-Ziele erreichen ließen.

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