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Gebt das geistige Eigentum zu COVID-19 frei

NEW YORK – Die Regierungen Südafrikas, Indiens und duzender weiterer Entwicklungsländer fordern derzeit einen Verzicht auf geistige Eigentumsrechte, darunter Patente für Impfstoffe, um die weltweite Produktion von Hilfsstoffen zur Bekämpfung von COVID-19 zu beschleunigen. Sie haben völlig Recht. Geistiges Eigentum zur Bekämpfung von COVID-19 sollte freigegeben und aktiv zwischen Wissenschaftlern, Unternehmen und Nationen weitergegeben werden.

Pharmaindustrie und Regierungen mehrerer impfstoffproduzierender Länder, darunter der USA und Großbritanniens, sowie die Europäische Kommission widersetzen sich bisher der Freigabe geistigen Eigentums, während 150 Führungspersönlichkeiten des öffentlichen Lebens und Experten die Forderung in einem offenen Brief an US-Präsident Joe Biden unterstützt haben. Es steht nicht länger in Frage, wer Recht hat. Angesichts des steilen Anstiegs der COVID-19-Zahlen in einer Reihe von Regionen (zuletzt in Indien), des fortgesetzten Auftretens neuer, tödlicher Varianten des Virus und der Unfähigkeit der bestehenden Impfstoffproduzenten, mit dem globalen Bedarf Schritt zu halten, ist die Freigabe geistigen Eigentums oder eine entsprechende Maßnahme inzwischen sowohl eine praktische Notwendigkeit als auch ein moralisches Gebot.

Allgemein sollten geistige Eigentumsrechte einer Ausweitung der Produktion zur Bekämpfung von COVID-19 oder beliebiger anderer Gesundheitskrisen nicht im Wege stehen. Wir brauchen mehr Länder, die Impfstoffe, Testsets und andere benötigte Produkte herstellen. Durch geistiges Eigentum bedingte Verzögerungen könnten Millionen weitere COVID-19-Tote und zusätzliche Virusmutationen zur Folge haben, die die gesamte Weltbevölkerung durchziehen und womöglich auch bereits geimpfte Personen identifizieren könnten.

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