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Die Stunde der Clowns

MOSKAU– Mir geht es wie vielen Menschen – Clowns machen mich nervös. Aber ein noch viel erschreckender Anblick als ein angemalter Narr – der Stoff für Horrorfilme – ist ein Blödmann im echten Leben mit gesellschaftlicher oder politischer Macht. Und von QAnon in den USA bis zum britischen Premierminister Boris Johnson gibt es da einiges, was einem Angst machen kann.

Anfang diesen Monats hatte ich bei der Arbeit an der Biografie meines Urgroßvaters Nikita Chruschtschow, dessen Leben in vielem an einen Hochseilakt erinnert, einen der vielen Wendepunkte seines Lebens erreicht – seine Beziehung zu US-Präsident John F. Kennedy – als ich die Nachrichten einschaltete. Zu meiner Überraschung hatten sich hunderte von QAnon-Anhängern auf der Dealey Plaza in Dallas versammelt, die den Ort überblickt, an dem JFK vor 58 Jahren ermordet worden war.

Nach den Standards der normalerweise fanatischen QAnon-Fans, von denen viele beim Sturm auf das Kapitol am 6. Januar dabei waren, wirkte die Versammlung eher verhalten. Sie hätte vielleicht sogar normal ausgesehen, wären in das Panorama nicht so viele Fahnen und T-Shirts mit dem Aufdruck „Trump-Kennedy 2024“ eingestreut gewesen. Tatsächlich erwartetet die Menge auf dem grasbewachsenen Hügel die Wiederkunft von JFKs Sohn, John F. Kennedy Junior, der 1999 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen ist. Auf Internetforen der Bewegung war prophezeit worden, John-John, so sein Spitzname, werde an den Ort wiederkehren, an dem sein Vater starb, um Donald Trump bei den Wahlen 2024 als Vizepräsidentschaftskandidat zu unterstützen.

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