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Die Schwellenländer brauchen eine zusätzliche Finanzierung, keine Moratorien

BOGOTÁ – Um zu verhindern, dass die COVID-19-Pandemie eine Flutwelle staatlicher Zahlungsausfälle auslöst, wird derzeit vielfach die Forderung nach einem zeitlich begrenzten Moratorium für alle Tilgungszahlungen durch Entwicklungs- und Schwellenländer erhoben. Statt passiv zu warten, bis die Schuldner ihren Verpflichtungen nicht mehr nachkommen, so wird argumentiert, wären die Gläubiger besser beraten, jetzt eine Aussetzung der Tilgungszahlungen zu vereinbaren.

Doch obwohl eine umfassende Tilgungspause vielen einkommensschwachen Ländern, denen es an einer besseren Alternative mangelt, helfen würde, wäre sie für Schwellenländer, die noch Zugang zu den Finanzmärkten haben, womöglich kontraproduktiv. Was diese Länder jetzt brauchen sind mehr Kapitalzuflüsse, keine Beschränkungen von Kapitalabflüssen.

Zahlungsaussetzungen bergen zwei Probleme. Erstens brauchen die Schwellenländer eine zusätzliche Nettofinanzierung, d. h. mehr Ressourcen, als durch Aussetzung ihrer Schulddienstverpflichtungen verfügbar gemacht würden. Zweitens drohen Ländern, die sich an einer Tilgungspause beteiligen, Klagen einiger Anleihegläubiger, was ihren künftigen Zugang zu den Kapitalmärkten beeinträchtigen würde.

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