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Die transatlantische makroökonomische Auseinanderentwicklung

BRÜSSEL – Nun, da Europa endlich beginnt, bei der Impfung seiner Bevölkerung gegenüber den USA aufzuholen, scheinen beide Seiten des Atlantiks auf eine starke wirtschaftliche Erholung zuzusteuern. Doch entwickelt sich ihre makroökonomische Politik in einer Weise auseinander, die in der Zukunft ernste Probleme hervorrufen könnte.

Die Fiskalpolitik geht bereits in unterschiedliche Richtungen. Die USA steuern für zwei Jahre (2020 und 2021) auf ein Defizit im öffentlichen Sektor von rund 15% vom BIP zu. Das Defizit des kommenden Jahres bleibt abzuwarten, doch es auf einen einstelligen Wert zu drücken wäre eine beispiellose Kontraktion. Ergänzt man dies um Präsident Joe Bidens vorgeschlagenen American Jobs Plan im Volumen von zwei Billionen Dollar – über den seine Regierung noch immer mit dem Kongress verhandelt –, so erscheint es höchst unwahrscheinlich, dass die USA ihre Fiskalpolitik in 2022 plötzlich straffen werden.

In der Eurozone haben die Regierungen ihre Ausgaben während der COVID-19-Krise ebenfalls gesteigert, doch nicht annähernd so stark. Die zusätzlichen Ausgaben belaufen sich 2020 und 2021 auf 7-8% vom BIP – das ist prozentuell nicht wenig, aber doch nur halb so viel wie in den USA.

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