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Eine Finanzkrise made in China?

LONDON – Während sich der Internationale Währungsfonds und die Weltbank auf ihre Jahrestagung in der kommenden Woche vorbereiten, richten sich alle Augen auf Evergrande, Chinas zweitgrößten Immobilienentwickler, der offenbar nicht in der Lage ist, seine Schulden in Höhe von 300 Milliarden Dollar bei Banken, Anleihegläubigern, Mitarbeitern und Lieferanten zurückzuzahlen. Da der Immobilienriese am Rande des Bankrotts steht, ist die Welt gezwungen, ein Szenario in Betracht zu ziehen, das sie nie ernsthaft in Erwägung gezogen hat: eine Finanzkrise made in China.

Beobachter haben schnell Parallelen zwischen dem Evergrande-Debakel und früheren Krisen gezogen. Einige vergleichen es mit dem Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers 2008, der eine massive Banken- und Finanzkrise auslöste. Andere erinnern an den Beinahe-Zusammenbruch des Hedgefonds Long-Term Capital Management im Jahr 1998, der nur durch eine Rettungsaktion der US-Notenbank zum Schutz der Finanzmärkte abgewendet werden konnte. Wieder andere verweisen auf den Zusammenbruch der japanischen Immobilienblase in den 1990er Jahren.

In all diesen Fällen führte die Kombination aus übermäßiger Verschuldung und überbewerteten Vermögenswerten zu Instabilität. Aufgrund der Besonderheiten des chinesischen Banken- und Finanzsystems, das von der Politik und nicht von den Märkten bestimmt wird, bietet jedoch keiner dieser Fälle einen wirklichen Einblick in die Situation bei Evergrande.

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