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Die Fed darf jetzt keinen Rückzieher machen

WASHINGTON, D.C.: Die Aussichten für die US-Geldpolitik haben sich aufgrund der Turbulenzen an den Finanzmärkten eingetrübt. Viele Ökonomen, Anleger und Finanzinstitute erwarten nun, dass die Federal Reserve auf ihrer Sitzung diese Woche ihren Leitzins nicht anheben wird. Doch während der Zusammenbruch der Silicon Valley Bank (SVB) und der Signature Bank wichtige Marktereignisse sind, sollten sie die Fed nicht von ihrem Kurs abbringen. Die Notenbanker sollten den Leitzins – die Federal Funds Rate – diese Woche um mindestens 25 Basispunkte anheben. Besser wären angesichts der auf eine Stabilisierung der Bankeinlagen hindeutenden Signale vom Montag 50 Basispunkte.

Im vergangenen Monat zeigte der US-Verbraucherpreisindex eine Preissteigerungsrate von 6 % im Vergleich zum selben Monat des Vorjahres. Ohne die schwankungsanfälligen Lebensmittel- und Energiepreise ergab sich eine „Kerninflation“ von 5,5 %. In den letzten drei Monaten ist die Kerninflation mit einer Jahresrate von 5,2 % gestiegen; das ist das schnellste Tempo seit Oktober 2022.

Fast zwei Jahre jahrzehntehoher Inflation haben in der politischen Debatte eine Abstumpfung gegen diese erstaunlichen Zahlen bewirkt. Sechs Prozent Kerninflation sind ein Notfall, dem man durch aggressive Maßnahmen begegnen muss. Es sollte viel mehr als eine vorübergehende Instabilität im Regionalbankensektor erfordern, damit die Fed ihre Reaktion herunterfährt.

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