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Die USA und Deutschland

BERLIN – Der aktuelle Abschiedsbesuch der in diesem Herbst nach fast 16 Jahren aus dem Amt ausscheidenden Bundeskanzlerin Angela Merkel stellt einen guten Anlass dar, um über den aktuellen Stand der deutsch-amerikanischen Beziehungen nachzudenken.

Wie in kaum einem anderen Land in der Welt wurde in Deutschland der Wiederaufbau und -aufstieg nach dem verheerenden Desaster des Zweiten Weltkriegs durch die siegreichen USA bestimmt und beschützt, bis hin zur glücklichen Wiedervereinigung 1990.

Dieser historische Abschnitt ließe sich zutreffend unter der Überschrift „Die Schutzmacht und ihr Schützling“ zusammenfassen und löste die vorhergehende Etappe unter der Überschrift „Kriege und Rivalität“ ab. Zweimal zuvor im 20. Jahrhundert standen sich das Deutsche Reich und die Vereinigten Staaten als Feinde in erbittert geführten Weltkriegen gegenüber, die beide jeweils von den USA gewonnen wurden. Für Deutschland endete diese Epoche seines „Griffs nach der Weltmacht“ (Fritz Fischer) schließlich mit seiner totalen Niederlage, seiner territorialen Aufteilung in vier Besatzungszonen, großen Gebietsverlusten im Osten und zwölf Millionen Flüchtlingen und Heimatvertriebenen und einem völligen moralischen Bankrott angesichts der Monstrosität der Verbrechen der Nazis.

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