watkins17_Mohamed ZaanounPacific PressLightRocket via Getty Images_gaza children school Mohamed Zaanoun/Pacific Press/LightRocket via Getty Images

Die Tragödie der Kinder in Gaza

GAZA-STADT – Auf dem Arm ihrer Mutter sieht Muna (nicht ihr richtiger Name) in der überfüllten Arztpraxis auf den ersten Blick aus wie jedes Baby aus, das darauf wartet, von einer Krankenschwester gewogen zu werden. Schaut man genauer hin, sieht man jedoch, warum das medizinische Personal der Kinderklinik Ard El-Insan in Gaza besorgt ist. Muna ist neun Monate alt, wiegt aber weniger als fünf Kilo – und hat damit knapp das Normalgewicht eines gesunden, sechs Wochen altes Babys.  

„Es ist herzzerreißend, aber inzwischen ist es normal“, erzählt mir ein Arzt. „Jeden Tag sehen wir über 50 Fälle von Kindern mit Unterernährung, und ihre Zahl wächst.“

Die immer schlimmeren Zustände im Gazastreifen – insbesondere für Kinder – zählen zu den humanitären Notlagen der Welt, über die am wenigsten berichtet wird. Infolge von drei Kriegen seit 2007, einer jahrzehntelangen durch Israel angeführten Blockade und einer Haushaltskrise, die durch innerpalästinensische Feindseligkeiten und die Kürzung von Hilfsgeldern verschärft wird, befindet sich das Gebiet in einer zusehends gravierenden Notlage. Vor zwei Jahren bezeichneten die Vereinten Nationen den winzigen Küstenstreifen aufgrund der Lebensbedingungen der zwei Millionen Menschen, die dort leben, als zunehmend „unbewohnbar“. Und die Situation hat sich seitdem verschlechtert.

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