gros162_SEBASTIEN SALOM-GOMISAFP via Getty Images_LNGtanker Sebastien Salom-Gomis/AFP via Getty Images

Europas Gasproblem

BRÜSSEL: In nur wenigen Monaten hat die Europäische Union ihre Abhängigkeit von russischem Öl derart verringert, dass sie nun bereit ist, ein Embargo zu verhängen. Die Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen hat einen Plan für ein Importverbot von russischem Rohöl für den größten Teil der EU in den nächsten sechs Monaten angekündigt, und von Mineralölerzeugnissen bis Ende des Jahres. Doch um echte Auswirkungen auf den russischen Haushalt zu haben, muss Europa auch seine Abhängigkeit von russischem Gas beenden. Dies wird sich als deutlich schwieriger erweisen.

Europa hat es aus mehreren Gründen geschafft, seinen Bedarf an russischem Öl so rasch zu reduzieren. Öl lässt sich leicht per Tanker und nicht nur per Pipeline liefern, und es ist relativ einfach, auf dem Weltmarkt neue Lieferanten zu finden. Das Problem ist, dass es auch relativ einfach ist, ausreichend neue Abnehmer zu finden – und Russland hat viele –, um die durch ein EU-Embargo bedingten Verluste weitgehend auszugleichen.

Beim Gas ist das anders. Europa braucht Erdgas als winterliches Heizmittel und als Rohstoff für die weltgrößte chemische Industrie, auf die ein erheblicher Anteil der EU-Exporte entfällt. Und bestimmte Merkmale des Erdgasmarktes werden es viel schwieriger und kostspieliger machen, Alternativen für russische Lieferungen zu finden, als das beim Öl der Fall war.

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