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Vergewaltigung der Seele Indiens

NEU-DELHI – Ungerechtigkeit, Diskriminierung und Gewalt sind in Indien nicht gerade ungewöhnlich. Heute jedoch werden sie vom Staat – der eine aggressive, zunehmend wie die Herrschaft des Mobs aussehende Form des Hindu-Nationalismus propagiert – normalisiert, ermöglicht und sogar ermutigt. Indiens Vielfalt und komplexes zivilisatorisches Erbe sind inzwischen heftigen Angriffen ausgesetzt, und dies erschüttert die Grundlagen der indischen Demokratie.

Im August entzog die Regierung von Ministerpräsident Narendra Modi Jammu und Kaschmir – Indiens einzigem mehrheitlich muslimischen Territorium – seinen Sonderstatus, der ihm beträchtliche Autonomie verliehen hatte, und spaltete es in zwei „Unionsterritorien“ auf, über die die Zentralregierung nun eine direktere Kontrolle ausübt.

Um Unruhen zu verhindern, stationierte die Regierung tausende von zusätzlichen Soldaten in Jammu und Kaschmir, bevor sie die Änderungen verkündete. Anschließend stellte sie prominente Lokalpolitiker, darunter auch frühere Verbündete der regierenden Bharatiya Janata Party (BJP), unter Hausarrest, verhängte eine Ausgangssperre für die Einwohner, schränkte die Bewegungsfreit innerhalb des Territoriums und zu den Nachbarterritorien ein und verhängte Medien- und Telekommunikationssperren.

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