varoufakis92_ ROBYN BECKAFP via Getty Images_price increases ROBYN BECK/AFP via Getty Images

Inflation als gescheitertes Machtspiel

ATHEN – Die Schuldzuweisungen für die steigenden Preise sind in vollem Gange: Wurde die Inflation durch zu viel Zentralbankgeld verursacht, das über zu lange Zeit verteilt wurde? Ist China schuld, wohin der größte Teil der physischen Produktion verlegt wurde, bevor die Pandemie das Land in den Lockdown getrieben und die weltweiten Lieferketten zerstört hat? War es Russland, dessen Invasion in der Ukraine einen großen Teil des weltweiten Angebots an Gas, Öl, Getreide und Dünger vom Markt genommen hat? Oder war es eine Art schleichender Übergang von vorpandemischer Sparpolitik hin zu ungehemmter fiskaler Freigiebigkeit?

Die Antwort darauf steht in keinem Lehrbuch: alle und gleichzeitig keiner der oben genannten Gründe.

Große Wirtschaftskrisen ziehen häufig eine Vielzahl von Erklärungen nach sich, die alle richtig sind, aber am entscheidenden Punkt vorbei gehen. Als 2008 die Wall Street kollabiert ist, was zur weltweiten Großen Rezession geführt hat, wurden verschiedene Gründe angeboten: die Beeinflussung der Regulierungsbehörden durch Finanziers, die in der kapitalistischen Hackordnung die Industriellen verdrängt haben; eine kulturelle Vorliebe für riskante Finanzierungen; die Unfähigkeit der Politiker und Ökonomen, zwischen einem neuen Paradigma und einer massiven Blase zu unterscheiden; und weitere Theorien. Alle waren richtig, aber keine ging der Sache wirklich auf den Grund.

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