ghosh46_Getty Images_deglobalization Getty Images

Jetzt muss die Deglobalisierung des Finanzsystems kommen

NEU-DELHI – Nach vier Jahrzehnten der von Handel und Finanzen getriebenen Integration steckt die Weltwirtschaft derzeit in einem schmerzhaften Fragmentierungsprozess. Die Kehrtwende in Richtung Deglobalisierung, die von zwei reichen Ländern – nämlich den USA unter ihrem früheren Präsidenten Donald Trump und dem Vereinigte Königreich nach dem Brexit-Referendum – eingeleitet wurde, wird inzwischen von geopolitischen Kräften immer schneller vorangetrieben.

Womöglich kündigt das Zerreißen globaler Handelsketten aber bereits die Fragmentierung der internationalen Kapitalmärkte an. Coronabedingte Lockdowns und Werksschließungen haben viele globale Lieferketten unterbrochen und, vor allem in China, wichtige Produktionszentren stillgelegt. Und auch der Krieg in der Ukraine hat Handelsrouten verändert und die Länder des Westens gezwungen, für wichtige Güter wie Öl, Gas, Getreide und Düngemittel alternative Anbieter zu suchen. Die vom Westen durchgesetzten Sanktionen gegen Russland haben den Handel erschwert und zu einem rasanten Anstieg der Lebensmittel- und Energiepreise geführt.

Obgleich der Welthandel womöglich noch stärker zersplittert, wenn große Volkswirtschaften eine CO2-Grenzsteuer und andere protektionistische Maßnahmen einführen, sind die Finanzmärkte weiterhin stark integriert. Grenzüberschreitende Kapitalflüsse werden immer noch kaum reguliert und sind sprunghafter als je zuvor. Für viele Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen erweist sich diese Kombination als fatal.

https://prosyn.org/nhrjH5Vde