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Myanmar darf nicht isoliert werden

NEU-DELHI – Auf direkte oder indirekte Weise hat in Myanmar immer das Militär das Sagen gehabt. Und nun, da es die zehn Jahre alte Fassade einer schrittweisen Demokratisierung durch die Inhaftierung ziviler Führer und die Machtergreifung heruntergerissen hat, werden die Rufe aus der westlichen Welt lauter, das Land mit Sanktionen und internationaler Isolation zu bestrafen. Es wäre ein Fehler, sie zu beherzigen.

Das Zurückweichen des „myanmarischen Frühlings“ bedeutet, dass alle Länder des kontinentalen Südostasiens – Thailand, Laos, Kambodscha, Vietnam und Myanmar – unter autoritärer Herrschaft stehen, so wie ihr riesiger nördlicher Nachbar, China. Von grundlegenderer Bedeutung ist, dass die Umkehr der Demokratisierung in Myanmar eine Erinnerung daran ist, dass Demokratie kaum Wurzeln schlagen dürfte, wo autoritäre Führer und Institutionen tief verankert bleiben.

In Anbetracht dessen würde ein strafender Ansatz lediglich die Enttäuschung der demokratischen Länder zum Ausdruck bringen, um den Preis, dass die wirtschaftliche Liberalisierung Myanmars gebremst, die Entwicklung der Zivilgesellschaft behindert und die Entwicklung hin zu einer engeren Zusammenarbeit mit demokratischen Mächten rückgängig gemacht würden. Und wie in der Vergangenheit würde die Hauptlast der Sanktionen von den einfachen Bürgern getragen werden, nicht von den Generälen.

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