pei68_Carl Court  PoolAnadolu Agency via Getty Images_ Carl Court/Pool/Anadolu Agency

Japans geopolitischer Spagat ist gerade schwieriger geworden

CLAREMONT, CALIFORNIA – Der unerwartete Rücktritt des japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe aus gesundheitlichen Gründen hat viele Fragen über das Vermächtnis des am längsten regierenden Ministerpräsidenten Japans aufgeworfen. Eine davon ist die Frage, ob sein Nachfolger Yoshihide Suga in der Lage sein wird, Abes geopolitischen Balanceakt fortzusetzen, da die Spannungen zwischen China und den Vereinigten Staaten weiter gefährlich eskalieren.

Die USA und China sind für Japans Frieden und Wohlstand von entscheidender Bedeutung. Amerika ist Japans Sicherheitsgarant und zweitgrößter Handelspartner, während China sein größter Handelspartner und Nachbar ist. Nachdem Abe im Dezember 2012 erneut zum Regierungschef gewählt wurde, hat er die Beziehungen Japans zu beiden Ländern geschickt gehandhabt.

Abe gab sich besondere Mühe US-Präsident Donald Trump wohlgesonnen zu stimmen, sogar als Trump behauptete, dass der amerikanisch-japanische Handel „nicht fair und offen“ sei, und verlangte, dass Japan seinen Beitrag zu den Kosten für den Verbleib amerikanischer Truppen im Land vervierfachen müsse. Auch als er den chinesischen Telekommunikationsriesen Huawei ohne viel Aufhebens vom Aufbau des japanischen 5G-Netzes ausschloss, erwies Abe der Regierung Trump einen Gefallen.

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