roach139_Graeme Jennings-PoolGetty Images_jeromepowell Graeme Jennings/Pool/Getty Images

Der Unterschied zwischen Jerome Powell und Volcker

NEW HAVEN – Armer Jerome Powell. Nun, da sich die Inflation in den USA einem 40-Jahres-Hoch nähert, weiß der Präsident der amerikanischen Notenbank Federal Reserve was er zu tun hat. Powell hat große Bewunderung für Paul Volcker, seinem Amtsvorgänger in den 1980er Jahren, bekundet und ihn als Vorbild bezeichnet. Aber, um das berühmte Bonmot von US-Senator Lloyd Bentsen aus dem Jahr 1988 über seinen Rivalen um das Amt des Vizepräsidenten, Senator Dan Quayle, zu bemühen: Ich kannte Paul Volcker sehr gut, und Powell ist kein Paul Volcker.

Volcker war der Inbegriff des amerikanischen Staatsdieners. Er rauchte billige Zigarren, trug zerknitterte Anzüge von der Stange und hegte eine tiefe Abneigung gegen den Glamour der Washingtoner Machtzirkel. Sein Vermächtnis bestand in konsequenter Disziplin bei der Bekämpfung der verhängnisvollen Großen Inflation.

Im Gegensatz zur modernen Fed, die unter Ben Bernankes intellektueller Führung ein neues Arsenal an geldpolitischen Instrumenten erschuf – Bilanzanpassungen, spezielle Kreditfazilitäten und die so genannte „Forward Guidance“ hinsichtlich ergebnisabhängiger Politik-Signale – gestaltete sich Volckers Ansatz einfach, unverblümt und geradeaus. Nach Volckers Ansicht waren Zinssätze das Um und Auf der Geldpolitik.  Einmal sagte er zu mir: „Wenn du nicht bereit bist an der Zinsschraube zu drehen, kannst du genausogut den Amtssessel räumen.“

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