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Reiz und Grenzen monetisierter Haushaltsdefizite

NEW YORK – Über der Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds schwebte in diesem Monat eine düstere Wolke. Angesichts des synchronisierten Abschwungs der Weltwirtschaft könnten eine ganze Reihe von Extremrisiken eine ausgewachsene Rezession hervorrufen. Unter anderem müssen sich Anleger und Wirtschaftspolitiker über eine neuerliche Eskalation des chinesisch-amerikanischen Handels- und Technologiekrieges Sorgen machen; ein Militärkonflikt zwischen den USA und dem Iran wäre weltweit zu spüren, und dasselbe gilt für einen „harten“ Brexit oder eine Kollision zwischen dem IWF und Argentiniens kommender peronistischer Regierung.

Trotzdem könnten sich einige dieser Risiken im Laufe der Zeit abschwächen. Die USA und China haben eine vorläufige Übereinkunft über eine erste Teilvereinbarung zum Handel getroffen, und die USA haben die Zölle, die eigentlich am 15. Oktober in Kraft treten sollten, ausgesetzt. Bei Fortsetzung der Verhandlungen könnten auch die für den 15. Dezember angesetzten schädlichen Zölle auf chinesische Konsumgüter hinausgeschoben oder ausgesetzt werden. Die USA haben zudem bisher davon abgesehen, direkt auf den angeblichen Abschuss einer US-Drohne, und den Angriff auf saudische Ölanlagen, durch den Iran in den letzten Monaten zu reagieren. US-Präsident Donald Trump ist sich zweifellos bewusst, dass ein aus einem militärischen Konflikt herrührender steiler Anstieg der Ölpreise seine Aussichten auf eine Wiederwahl im nächsten November ernsthaft beeinträchtigen könnte.

Das Vereinigte Königreich und die Europäische Union haben eine vorläufige Einigung über einen „weichen“ Brexit erzielt, und das britische Parlament hat zumindest Schritte unternommen, um ein Ausscheiden des Landes aus der EU ohne Austrittsvertrag zu verhindern. Doch wird sich die Saga fortsetzen, und zwar höchstwahrscheinlich mit einer weiteren Verlängerung der Brexit-Frist und einer irgendwann erfolgenden Parlamentswahl. Und schließlich könnte in Argentinien – angenommen, der neuen Regierung und dem IWF ist bereits bewusst, dass sie einander brauchen – die Gefahr einer gesicherten gegenseitigen Zerstörung zu einem Kompromiss führen.

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