roach122_Caroline BrehmanCQ-Roll Call, Inc via Getty Images_us economy Caroline Brehman/CQ Roll Call, Inc via Getty Images

Eine Geschichte zweier Volkswirtschaften

NEW HAVEN – Plötzlich gibt es glaubwürdige Argumente für einen impfstoffgestützten Wirtschaftsaufschwung. Die moderne Wissenschaft hat eine Leistung erbracht, die ganz sicher eines der größten Wunder meines langen Lebens ist. Genau wie COVID-19 die Weltwirtschaft in die steilste und tiefste Rezession der Geschichte gezerrt hat, scheint nun eine kraftvolle symmetrisch verlaufende Aufwärtsentwicklung möglich.

Wenn es doch nur so einfach wäre. Angesichts der weiterhin wütenden COVID-19-Pandemie und jetzt (erneut) außer Kontrolle geratender Infektions-, Hospitalisierungs- und Sterberaten haben sich die kurzfristigen Risiken für die Wirtschaft in den USA und Europa deutlich verschärft. Die Kombination aus Pandemiemüdigkeit und der Politisierung der öffentlichen Gesundheitspraxis wirkt sich genau zu einem Zeitpunkt aus, an dem die lange erwartete zweite COVID-19-Welle begonnen hat.

Leider passt dies zum Drehbuch der gefürchteten w-förmigen Rezession, vor dem ich kürzlich gewarnt habe. Und um das Fazit dieser Warnung zu wiederholen: In acht der elf Konjunkturzyklen in den USA seit dem Zweiten Weltkrieg hat ein scheinbarer Wirtschaftsaufschwung jeweils einem neuerlichen Konjunktureinbruch Platz gemacht. Diese Rückfälle spiegeln zwei Umstände wider: die anhaltende rezessionsbedingte Schwäche selbst und die Wahrscheinlichkeit von Nachbeben. Unglücklicherweise sind beide inzwischen gegeben.

https://prosyn.org/ZP45xmqde