khrushcheva162_Matthew SimmonsGetty Images_muppets Matthew Simmons/Getty Images

Russische Muppets oder amerikanische Puppets?

MOSKAU – Seit inzwischen zwanzig Jahren versucht der Westen zu verstehen, wie die Russen unter Wladimir Putins Bann geraten konnten Leider haben Diplomaten, Historiker, Ökonomen und andere Experten bisher noch keine überzeugende Erklärung geliefert. Woran Akademiker und Strategen gescheitert sind, das schaffen aber womöglich Kermit der Frosch, Elmo und die anderen Bewohner der Sesamstraße.

Es war im Jahr 1996. Meine Heimat war mitten in der „Schocktherapie“, also der schnellen, von oben verordneten Liberalisierung und Privatisierung ihrer Wirtschaft nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, und ich schrieb in Princeton an meiner Doktorarbeit. Eines Tages blieb ich an einem Russlandbeitrag von CNN hängen. Anders als sonst ging es nicht um einen Mord, eine Unternehmensübernahme oder den Aufstieg und Fall eines Oligarchen, also um die übliche negative Berichterstattung in dem selbstgefälligen Ton, der mir zuverlässig auf die Nerven ging. Stattdessen war es eine auf den ersten Blick positive Story: die Muppets waren auf dem Weg nach Moskau.

Nachdem ich dem arroganten Kommentar des CNN-Moderators eine Weile zugehört hatte, wich meine Erleichterung jedoch der Frustration. Nach seiner Darstellung war die Einführung einer russischen Sesamstraße keine durch die Öffnung des Landes möglich gewordene fruchtbare kulturelle Zusammenarbeit. Stattdessen sollten Miss Piggy und Bibo dafür sorgen, dass die amerikanischen demokratischen Überzeugungen die Herzen und Köpfe der Kinder im riesigen postsowjetischen Raum erobern – nicht nur in Russland, sondern auch in Estland, der Ukraine, Georgien und anderen ehemaligen Sowjetrepubliken. Ich schaltete um.

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