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Nixon hatte recht damit, auf China zu setzen

CLAREMONT, KALIFORNIEN – Da China derzeit das einzige Land ist, das in der Lage ist, Amerika als führende Weltmacht abzulösen, mag sich manch einer in Washington wünschen, dass US-Präsident Richard Nixon seine historische Reise nach China vor 50 Jahren nie unternommen hätte. Dieser revisionistischen Sichtweise zufolge waren es Nixons Treffen mit dem Vorsitzenden der Kommunistischen Partei Chinas, Mao Zedong, und die dadurch eingeleitete Politik des Engagements, die dazu beitrugen, China zur wirtschaftlichen Supermacht und zur geopolitischen Bedrohung für Amerika werden zu lassen. Für diese Kritiker war der Nixon-Besuch keineswegs ein diplomatischer Geniestreich, sondern eine der größten strategischen Fehlentscheidungen der Geschichte.

Solche revisionistischen Auffassungen schmälern allerdings die beträchtlichen Vorteile, die die Vereinigten Staaten aus Nixons Schachzug und dem darauf folgenden jahrzehntelangen Engagement zwischen den USA und China zogen. Auch wenn China die USA nicht direkt unterstützte, verschob Nixons Besuch das wahrgenommene Machtgleichgewicht im Kalten Krieg und beeinflusste das strategische Kalkül sowohl der Sowjetunion als auch Nordvietnams, was den USA unmittelbare Vorteile einbrachte. Im Mai 1972 unterzeichneten die USA und die Sowjetunion den ersten Vertrag über nukleare Rüstungskontrolle (SALT I), und ein Jahr später zogen sich die USA aus Vietnam zurück.

Das Engagement mit China brachte den USA auch längerfristig erhebliche geopolitische und wirtschaftliche Vorteile. Die regionalen Spannungen in Ostasien verringerten sich deutlich und die chinesische Bedrohung wesentlicher US-Interessen dort nahm ab, während die Quasi-Allianz zwischen den USA und China gegen die Sowjetunion in den 1980er-Jahren zum Sieg der USA im Kalten Krieg beitrug.

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