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Das Zeitalter des Blabla

PROVIDENCE: Die Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums in Davos war einmal das wichtigste Podium renommierter Wissenschaftler und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, um den Zustand der Welt zu kommentieren. Heute jedoch ist dieses Podium nur einen Mausklick entfernt. Unser von den sozialen Medien angetriebenes Nachrichten-Ökosystem ertränkt uns praktisch in Expertenmeinungen und überschwemmt uns mit derart viel Blabla, dass kaum Raum bleibt für durchdachte Analysen und fokussierte Debatten – den Sauerstoff eines gesunden öffentlichen Diskurses.

Man betrachte etwa, wie schnell und häufig sich der Expertenkonsens während der COVID-19-Pandemie verschob. China leistete viel bessere Arbeit bei der Eindämmung des Virus als viele freiheitliche Demokratien, bis seine drakonische Null-COVID-Strategie das Versagen der Autokratie deutlich machte. Und trotz steil gestiegener Infektionszahlen in den Wochen seit Chinas abruptem Strategiewechsel ist es weiterhin möglich, dass das Land eine geringere COVID-bedingte Übersterblichkeit aufweisen wird als die USA. Andere haben argumentiert, dass es polarisierten Gesellschaften wie den USA viel schlechter ergehen würde als Ländern mit einem hohen Maß an gesellschaftlichem Vertrauen – bis sich Schweden als abschreckendes Beispiel erwies. Und die Entwicklung in Indien galt als relativ gut, bis die katastrophale Zahl der Todesopfer der Deltavariante das Ausmaß staatlichen Missmanagements aufzeigte – und auch Letzteres nimmt sich nach der erfolgreichen Impfkampagne des Landes im Nachhinein als weniger schwerwiegend aus.

Dann ist da die große Inflationsdebatte in den USA. Zunächst schien es, dass „Team Transitory“ – jene, die prognostizierten, die Preise würden rasch wieder sinken – richtig lag. Doch dann gab die anhaltend hohe Inflation jenen Recht, die die Federal Reserve aufgefordert hatten, zur Wiederherstellung der Preisstabilität eine massive Rezession herbeizuführen. Inzwischen ist es wieder umgekehrt, da die Inflation zurückzugehen scheint, ohne dass die Fed den US-Arbeitsmärkten übertriebene Schmerzen hätte zufügen müssen.

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