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Der lange wirtschaftliche Schatten der Pandemie

NEW HAVEN – Die Aussichten für die Wirtschafts- und Finanzmärkte sind derzeit vom Zusammenspiel zweier Zyklen abhängig – dem COVID-19-Zyklus und dem Konjunkturzyklus. Ungeachtet der absoluten Wunder der modernen Wissenschaft, die wir derzeit erleben, bedarf die Wirtschaft im Gefolge der Pandemie mehr als nur eines Impfstoffs. Der Lockdown im letzten Frühjahr hat außergewöhnliche Schäden angerichtet. Nun erleben wir eine zweite und noch schrecklichere Corona-Welle – nicht unähnlich dem Verlauf des Grippeausbruchs von 1918-1920.

In den USA sind die negativen wirtschaftlichen Folgen an der zunehmenden Zahl der Anträge auf Arbeitslosenhilfe Anfang Dezember und dem steilen Rückgang der Einzelhandelsumsätze im November abzulesen. Angesichts von Teil-Lockdowns in rund drei Vierteln der US-Bundesstaaten scheint ein Rückgang der Wirtschaftsaktivität Anfang 2021 wahrscheinlich.

Die Geschichte des US-Konjunkturzyklus hält eine Warnung vor der Möglichkeit einer w-förmigen Rezession (Double Dip) für uns bereit. Acht der letzten elf Rezessionen folgten genau einem solchen Verlaufsmuster. Trotzdem setzten die Finanzmärkte stark auf eine v-förmige Erholung. Die Anleger lasen zu viel in den „Dead-Cat-Bounce“ des annualisierten Anstiegs des realen BIP um 33% im dritten Quartal nach Aufhebung der Lockdowns hinein und ließen sich dadurch zu einem falschen Gefühl der Sicherheit verleiten. Doch ein Wiederhochfahren der Wirtschaft nach einem plötzlichen Stopp qualifiziert kaum als nachhaltige Wirtschaftserholung. Es ist mehr, als hole ein erschöpfter Schwimmer nach einer langen Tauchstrecke tief Luft.

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