Carlo Ratti Associati's Living Nature installation at Milan Design Week 2018 Delfino Sisto Legnani and Marco Cappelletti

Wie die Natur die Städte nährt

BOSTON – Spätestens seit der griechische Dichter der Antike Theokrit seine bukolische Poesie verfasste, in der er das Leben auf dem Lande verklärte, denkt der Mensch darüber nach, wie man Städte errichten kann, die sich im Einklang mit ihrer natürlichen Umgebung befinden. Doch mit dem exponentiellen Zuwachs des Anteils der Bevölkerung in urbanen Räumen auf aller Welt ist die Notwendigkeit grünerer Städte dringender denn je geworden. Glücklicherweise können Innovation und Technologie dazu beitragen, diese seit langem schwer zu erreichende Ausgewogenheit herzustellen.

Die Überbrückung der Kluft zwischen Städten und dem ländlichen Raum ist schon lange ein Schwerpunkt von Städteplanern. Im neunzehnten und am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts verzeichneten europäische Städte nie dagewesenes Wachstum, da zahllose Menschen vom Land in die neuerdings boomenden Metropolen umsiedelten. Während diese Städte wuchsen, wurden sie überfüllt und verschmutzt und eine neue Generation an Denkerinnen und Denkern begann nach Lösungen zu suchen.

Einer dieser Visionäre war der Brite Ebenezer Howard, der 1898 den Begriff „Gartenstadt“ prägte – die er als Wohnsiedlungen definierte, die inmitten von offenen Flächen, Parks, Fabriken und landwirtschaftlichen Betrieben gebaut werden. Schon bald darauf war London von grünen Vororten umgeben, die dazu dienen sollten für ein Gleichgewicht zwischen qualitativ hochwertigem Wohnraum und viel Grünfläche zu sorgen. Es war Howards Mantra, die Stadt in die Natur zu bringen.

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