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Was steckt hinter Polens Reparationsdebatte?

WARSCHAU – Seit Russland am 24. Februar in die Ukraine einmarschiert ist, erhält Polen täglich Drohungen von russischen Propagandisten, dass es das nächste Land sein wird. Doch trotz dieser hohen Risiken hat die polnische Regierung der Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) beschlossen, einen Streit mit Deutschland – einem unserer engsten Verbündeten – zu beginnen, indem sie enorme Kriegsreparationen für die von Hitlers Drittem Reich verursachte Zerstörung fordert.

Am 1. September, dem Jahrestag des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs, legte der PiS-Vorsitzende Jarosław Kaczyński einen Bericht vor, der die Summe der polnischen Kriegsverluste auf 1,3 Billionen Dollar beziffert. Seitdem die PiS seit ihrer Machtübernahme vor sieben Jahren über Reparationen spricht, ist dies das erste Mal, dass sie das Thema mit Deutschland anspricht. Dabei ist der Sachverhalt sowohl formal als auch moralisch eindeutig – und die richtige Politik geht in die andere Richtung.

Nach dem Zweiten Weltkrieg beschlossen die Alliierten, dass die geschädigten Parteien keine finanziellen, sondern materielle Reparationen erhalten sollten. Deutsche Fabriken sollten demontiert und verlagert werden, oder die von den Deutschen geleistete Arbeit sollte den geschädigten Staaten zugutekommen, die in eine 18 Länder umfassende „Westmasse“ und eine „Ostmasse“, bestehend aus der Sowjetunion und Polen, aufgeteilt wurden. Die „Ostmasse“ erhielt ihren Anteil hauptsächlich aus der sowjetischen Besatzungszone in Ostdeutschland.

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