krueger56_RICARDO ARDUENGOAFP via Getty Images_puerto rico blackout RICARDO ARDUENGO/AFP via Getty Images

Puerto Ricos Regierungschaos

WASHINGTON, DC – Puerto Rico ist Teil der Vereinigten Staaten, aber kein Bundesstaat. Die Insel ist ein vom US-Kongress bestätigtes Überseegebiet (und ein Freistaat) mit eigener Verfassung. Auf der Insel gilt das US-amerikanische Bundesrecht, Währung ist der US-Dollar und Puerto-Ricaner sind US-amerikanische Staatsbürger; sie besitzen jedoch kein Stimmrecht bei den Präsidentschaftswahlen und entsenden keine stimmberechtigten Vertreter in den Kongress. Auch bei staatlichen Leistungen, steuerlicher Behandlung und Unternehmensregulierung gibt es Unterschiede zwischen dem Festland und der Insel.

Puerto Ricos Verbindungen zum Festland sind wichtig. Die US-Staatsbürgerschaft ermöglicht den freien Personenverkehr in die und aus den USA und der Dollar und das US-Recht sind natürlich wertvoll. 2020 betrug das pro-Kopf-Einkommen in Puerto Rico 31.430 US-Dollar. Das liegt zwar deutlich unter dem US-Mittelwert von 69.300 US-Dollar, jedoch weit über dem der meisten lateinamerikanischen Länder.

Puerto Ricos Wirtschaft ist in den letzten zwanzig Jahren jedoch kaum gewachsen und sein pro-Kopf-Einkommen ist inflationsbereinigt zwischen 2004 und 2020 um rund 12 Prozent gesunken. Weil viele Puerto-Ricaner aufs Festland übersiedeln, schrumpft die Bevölkerung. Schon 2015 war Puerto Rica bankrott, also bereits vor die zerstörerischen Hurrikane Maria (2017) und Fiona (2022) über die Insel zogen. Diese Naturkatastrophen verschärften die Folgen des schweren wirtschaftlichen Missmanagements, das vor allem dem Wechselspiel zwischen US-Bundespolitik und einheimischer Politik geschuldet ist.

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