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Ein Jahr „Zeitenwende" - Das Entstehen einer neuen Weltordnung

BERLIN – Wußte Putin, was er da tat? Der 24. Februar 2022 markiert eine historische Wasserscheide. Mit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine war der große Landkrieg nach Europa zurückgekehrt. All die liebgewonnenen Friedensilussionen der Europäer zerbarsten an jenem Tage zu dem Getöse der explodierenden russischen Bomben in den ukrainischen Städten und Dörfern.

Der russische Präsident Wladimir Putin konnte offenbar sein Russland nur als waffenstarrende, gefürchtete, autoritäre Weltmacht sehen. Dazu bedurfte es der russischen Hegemonie in Osteuropa, wie dies schon zuvor für das zaristische Russland und die Sowjetunion gegolten hatte, und dazu brauchte er die Ukraine. Am Erreichen dieses Ziels hinderte ihn jedoch deren staatliche Unabhängigkeit und der Freiheitswille des ukrainischen Volkes, ebenso wie Nato und EU.

Drei Tage später definierte der deutsche Bundeskanzler, Olaf Scholz, in seiner Rede vor dem deutschen Parlament mit einer gleichermaßen griffigen wie zutreffenden Formulierung diese historische Zäsur: „Wir erleben eine Zeitenwende. Und das bedeutet: Die Welt danach ist nichtmehr dieselbe wie die Welt davor.“

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