james196_Michael M. SantiagoGetty Images_unitednations Michael M. Santiago/Getty Images

Geopolitische Davids und Goliaths

PRINCETON: Die New Yorker haben sich an das Verkehrschaos gewöhnt, das eintritt, wenn jeweils im September die Generalversammlung der Vereinten Nationen zusammentritt. Doch in diesem Jahr herrscht auch in den Köpfen der Teilnehmer ein lähmender Stau. Es scheint, als wären alle frustriert und am Verzweifeln; Delegierte aus aller Welt konkurrieren im Wesentlichen darum, zu sehen, wessen Land es derzeit am schlimmsten ergeht.

Die USA etwa sind verzehrt von Gerede über einen bevorstehenden Bürgerkrieg. Große Teile der Republikanischen Partei weigern sich, zu erklären, dass sie die Wahlergebnisse anerkennen werden. Während Inflation und Rezessionsängste den Republikanern bei den Zwischenwahlen in diesem Jahr eigentlich einen Vorteil gegenüber den die Regierung stellenden Demokraten verschaffen sollten, konzentrieren sich die Republikaner stattdessen darauf, ihre kleine Basis von Hardlinern mit einem zutiefst unpopulären Programm von Abtreibungsverboten und der inhumanen Behandlung von Einwanderern zu motivieren.

Großbritannien kämpft derweil mit Chaos und finanzpolitischer Destabilisierung im Gefolge des Brexit, und dies wird sich nun, da die neue Regierung mit der Umsetzung ihrer angeblich wachstumsfreundlichen Agenda begonnen hat, noch verschlimmern. Italien steht nach der Demontage seiner fähigen und hochgradig glaubwürdigen Regierung unter Leitung des früheren Präsidenten der Europäischen Zentralbank Mario Draghi nun kurz davor, eine rechtsextreme Regierung zu wählen, die nichts für das Land tun wird als die dort herrschenden Spannungen zu vertiefen.

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