roach150_Hum ImagesUniversal Images Group via Getty Images_USnavy Hum Images/Universal Images Group via Getty Images

Schlafwandelnd in den Zufallskonflikt

NEW HAVEN – Zu viele Beobachter haben eine der zentralen Lehren des Ersten Weltkriegs aus den Augen verloren. Auslöser dieses Kriegs war die Ermordung des österreichischen Erzherzogs Franz Ferdinand im Juni 1914, die sich vor dem Hintergrund eines seit langem schwelenden Konflikts zwischen den europäischen Großmächten ereignete. Dieses Wechselspiel zwischen Konflikteskalation und politischem Zündfunken hat heute besondere Relevanz.

Angesichts des Kriegs in der Ukraine und der Mentalität des Kalten Krieges, von der die Vereinigten Staaten und China erfasst wurden, sind die historischen Parallelen nicht zu übersehen. Auf der Welt brodeln Konflikte und Ressentiments. Es fehlt nur noch ein Anlassfall. In Anbetracht der Spannungen in Taiwan, im Südchinesischen Meer und in der Ukraine herrscht kein Mangel an möglichen Zündfunken, die Anlass zur Sorge geben.

Taiwan steht an oberster Stelle dieser Liste. Selbst wenn Sie - so wie ich - die Ansicht der USA nicht teilen, dass Präsident Xi Jinping den Zeitplan für die Wiedervereinigung bewusst verkürzt hat, könnten die jüngsten Maßnahmen der US-Regierung ihn am Ende genau dazu zwingen. Die frühere Sprecherin des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, reiste im vergangenen August nach Taipeh, und ihr Nachfolger Kevin McCarthy scheint die gleichen Absichten zu haben. Der neu eingerichtete Sonderausschuss des Repräsentantenhauses für China wird wohl in Kürze seine eigene Mission entsenden, insbesondere nach dem jüngsten unangekündigten Besuch seines Vorsitzenden Mike Gallagher.

https://prosyn.org/6MQJmbhde