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Wozu gibt es Olympische Spiele?

NEW YORK – Kaori Yamaguchi, Gewinnerin einer olympischen Medaille in Judo und Mitglied des japanischen olympischen Komitees, hat eine erstaunliche Erklärung abgegeben – zumindest für eine Olympia-Offizielle. Sie sagte, Japan sei dazu „gedrängt“ worden, die diesjährigen Spiel während einer Pandemie abzuhalten: „Wozu gibt es diese Olympischen Spiele und für wen? Die Spiele haben ihre Bedeutung schon verloren und werden nur um ihrer selbst willen abgehalten. Ich glaube, wir haben die Gelegenheit zur Absage verpasst.“

Sie ist nicht die Einzige. Ein führender japanischer Mediziner warnte, die Spiele wie geplant stattfinden zu lassen, werde zu neuen Coronainfektionen führen und sei „nicht normal“. Über 80 % der Japanerinnen und Japaner wollen, dass die Spiele entweder verschoben oder abgesagt werden. Die Zeitung AsahiShimbun, offizielle Sponsorin der Spiele, hat die Regierung dringend aufgefordert, das Vorhaben aufzugeben. Wenn die Spiele tatsächlich stattfinden, was äußerst wahrscheinlich ist, wird in zum größten Teil leeren, zu hohen Kosten gebauten Stadien gekämpft.

Yamaguchis Frage trifft einen Punkt. Für wen sind die Olympischen Spiele? Die Athleten konnten sich schon in allen möglichen internationalen Meisterschaften messen. Und die Japaner sollten nicht den Preis für die Unterhaltung des globalen Fernsehpublikums zahlen müssen. Sind die Spiele nur für japanische Politiker, die hofften, das Spektakel würde ihr Image aufpoliert, oder für die Bonzen im Internationalen Olympischen Komitee (IOC), diese Honoratioren in Blazern, die glauben, die Interessen ihrer Maschinerie sei wichtiger als die aller anderen?

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