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Wie Erdoğans Wirtschaftspolitik die Türkei ruiniert

WASHINGTON, DC – Die türkische Wirtschaft steckt in der Krise. Die Inflation ist hoch und steigt weiter an, das Wirtschaftswachstum stagniert, die Devisenreserven sind dramatisch geschmolzen, viele Güter sind knapp oder einfach nicht verfügbar, und die Haushalte mit niedrigem und mittlerem Einkommen verarmen zunehmend. Nachdem das Pro-Kopf-BIP von 12.600 Dollar im Jahr 2013 auf 8.500 Dollar im Jahr 2020 fiel, präsentierten sich die wirschaftlichen Aussichten für die 85 Millionen Einwohner der Türkei über den Großteil eines Jahrzehnts düster.  

Obwohl der Türkei weit weniger Aufmerksamkeit zuteil wird, als sie es verdienen würde, ist sie ein geopolitisch und wirtschaftlich bedeutendes Land, das an die Europäische Union, Russland und vier Länder des Nahen Ostens grenzt. Sie ist das einzige Nato-Mitglied mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit und verfügt nach den Vereinigten Staaten über die zweitgrößten Militärstreitkräfte des Bündnisses. Die Krise dieses Landes ist daher bis weit über seine Grenzen hinaus von Bedeutung.

Die Probleme der Türkei sind fast ausschließlich hausgemacht. Die Regierung unter Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat jahrelang die demokratischen Institutionen des Landes ausgehöhlt und Zwietracht in der Bevölkerung gesät, um den Aufstieg einer vereinten politischen Opposition zu unterdrücken. Dank der soliden Wirtschaftsleistung vergangener Jahre wurde Erdoğans Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP) bei jedem Urnengang seit 2002 wiedergewählt. Doch dieser Rückhalt ist aufgrund der sich verschlechternden politischen und wirtschaftlichen Situation drastisch geschwunden.

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