sinn107_Sean GallupGetty Images_germanyenergycoal Sean Gallup/Getty Images

Wieder der kranke Mann Europas

MÜNCHEN – Man kann über den russischen Präsidenten sagen, was man will. Mit seinem Krieg hat er den Europäern die Augen geöffnet. Das betrifft nicht nur die Erkenntnis, wie gefährlich es ist, die militärische Sicherheit zu vernachlässigen, sondern auch ihre grünen Träume von einer neuen, besseren Energiewelt, die allein auf der Basis einer von Wind und Sonne angetriebenen Stromwirtschaft funktioniert. Seit eine unbekannte militärische Macht Europas wichtigste Gasleitung durch die Nordsee zerstört hat, wissen die Europäer, allen voran die Deutschen, wie sehr sie auf diese billige Energiequelle angewiesen ist.

Noch vor kurzem träumte manch einer von der Idee, Russland unter Druck setzen zu können, indem man kein Gas mehr von ihm bezieht. Heute merken die Länder Europas die Last der fehlenden Energieimporte aus Russland und streiten sich über die zu knappen Restmengen, die noch verbleiben.

Die Vertreter der Embargo-Forderungen argumentierten, der Verzicht auf russisches Gas sei für eine Volkswirtschaft unbedeutend und könne leicht kompensiert werden, denn der Effekt auf das BIP sei nur gering. Auch kürzlich wieder blies eine neue Studie in das gleiche Horn. Nur etwa 300 Produkte könne die deutsche Wirtschaft nicht mehr herstellen, wenn das Gas fehle. Die könne es sich bei geringen wirtschaftlichen Konsequenzen leicht auf den internationalen Märkten beschaffen (https://www.iwh-halle.de/publikationen/detail/wirtschaftliche-folgen-des-gaspreisanstiegs-fuer-die-deutsche-industrie/).

https://prosyn.org/xzhXmCtde