rosman1_GENYA SAVILOVAFP via Getty Images_putin wheat crisis GENYA SAVILOV/AFP via Getty Images

Putins weltweite Ernährungskrise

LONDON – Vor dem Hintergrund einer sich verschärfenden Klimakrise, der Covid-19-Pandemie und steigender Energiepreise war ein Krieg in Europa das Letzte, was dem fragilen globalen Ernährungssystem noch fehlte. Angesichts der bis zu 50 Millionen Menschen weltweit, die mittlerweile am Rande einer Hungerkatastrophe stehen, bezahlen nicht nur die Menschen in der Ukraine den Preis für die Invasion ihres Landes durch den russischen Präsidenten Wladimir Putin.

Aufgrund der russischen Schwarzmeerblockade sitzen rund 20 Millionen Tonnen Getreide in ukrainischen Häfen fest – diese Menge entspricht dem Jahresverbrauch aller am wenigsten entwickelten Länder. Doch selbst bei Freigabe dieser Lieferungen würden sie nicht ausreichen, denn Putins Invasion ist nur der jüngste Schlag gegen ein globales Ernährungssystem, das bereits davor kaputt war. Die Welt muss sich jetzt auf eine Nahrungsmittelkrise vorbereiten, die nicht Monate, sondern Jahre dauern wird.

Derzeit handelt es sich dabei um eine Preiskrise, wobei der von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen geführte Index auf ein Rekordhoch gestiegen ist. Nächstes Jahr um diese Zeit könnte es jedoch bereits zu einer Krise der Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln kommen. Unser neuer Bericht über die weltweiten Auswirkungen des Ukraine-Kriegs zeigt, wie negativ sich die unterbrochene Anbausaison auf die landwirtschaftlichen Exporte der Ukraine auswirken wird, während die – durch den Konflikt verschärfte – weltweite Düngemittelknappheit die Fähigkeit vieler Länder zur Selbstversorgung gefährden wird.

https://prosyn.org/W5e2464de