zizek9_ ARIS MESSINISAFP via Getty Images_ukraine ARIS MESSINIS/AFP via Getty Images

Die Ukraine-Safari

LJUBLJANA – Normalerweise schreibe ich nicht über kulturelle Produkte aus meinem eigenen Land, aber für den neuen Dokumentarfilm Sarajevo Safari des slowenischen Filmemachers Miran Zupanič, der eine der bizarrsten und pathologischsten Episoden der Belagerung der bosnischen Hauptstadt 1992-96 beschreibt, muss ich eine Ausnahme machen.

Es ist bekannt, dass serbische Scharfschützen auf den Hügeln rund um die Stadt willkürlich auf die Bewohner der darunter liegenden Straßen schossen und dass ausgewählte serbische Verbündete (meist Russen) eingeladen wurden, selbst ein paar Schüsse abzugeben. Doch nun erfahren wir, dass diese Gelegenheit nicht nur als Geste der Wertschätzung, sondern auch als eine Art touristischer Aktivität für zahlende Kunden angeboten wurde. Im Rahmen von „Safaris“, die von der bosnisch-serbischen Armee organisiert wurden, zahlten Dutzende reicher Ausländer – vor allem aus den Vereinigten Staaten, dem Vereinigten Königreich und Italien, aber auch aus Russland – viel Geld für die Möglichkeit, auf hilflose Zivilisten zu schießen.

Bedenken Sie die besondere Form der Subjektivität, die eine solche Safari dem „Jäger“ verleihen würde. Obwohl die Opfer anonym waren, war dies kein Videospiel; der perverse Nervenkitzel lag in der Tatsache, dass es real war. Indem sie den „Jäger“ spielten, schlossen sich diese reichen Touristen, die einen sicheren Platz über der Stadt einnahmen, effektiv von der normalen Realität aus. Für ihre Zielpersonen ging es um Leben und Tod.

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