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In China und Indien leben weniger Menschen, als die UN denken

MADISON, WISCONSIN – Im April gingen die Vereinten Nationen (UN, United Nations) davon aus, dass Indien China als weltweit bevölkerungsreichstes Land überholt hat. Obwohl diese Mitteilung in den Medien ein enormes Echo fand, wird die indische Volkszählung von 2024 wahrscheinlich zeigen, dass die Prognosen der UN viel zu hoch lagen.

Laut der letzten Volkszählungsdaten in Indien lag die Bevölkerung 2001 bei 1,03 Milliarden und 2011 bei 1,21 Milliarden. Im UN-Bericht World Population Prospects (WPP) hingegen war von 1,08 bzw. 1,26 Milliarden die Rede. Außerdem deutet die indische Umfrage zur nationalen Familiengesundheit für die Jahre 2017-19 auf eine Fruchtbarkeitsrate von 1,99 hin – im Gegensatz zur WPP-Schätzung von 2,16.

Auf der UN-Bevölkerungskonferenz in Bukarest von 1974 äußerte Karan Singh, der damalige indische Minister für Gesundheit und Familienplanung, seine berühmte These: „Entwicklung ist das beste Verhütungsmittel.“ Obwohl oft angenommen wird, dass das Pro-Kopf-Einkommen direkt mit der Fortpflanzung korreliert, werden sinkende Fruchtbarkeitsraten in erster Linie durch Verbesserungen bei Gesundheit und Ausbildung erreicht – gemeinsam mit der allgemeinen Verfügbarkeit von Verhütungsmitteln. Dieser Trend ist in Indien offensichtlich, wo die Fruchtbarkeitsrate zusammen mit der Verringerung der Säuglingssterblichkeit und steigendem Ausbildungsniveau gesunken ist.

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