krueger51_ FABRICE COFFRINIAFP via Getty Images_wto Fabrice Coffrini/AFP via Getty Images

Wird der Ukraine-Krieg die Welthandelsorganisation wiederbeleben?

WASHINGTON, DC – Der Einmarsch Russlands in die Ukraine hat das Bewusstsein für globale Fragen und die gegenseitige Vernetzung geschärft. Neben geopolitischen und verteidigungspolitischen Bedenken rückt auch der Zustand des internationalen Handels wieder in den Mittelpunkt. Nachdem die destruktive Handelspolitik Donald Trumps mehr als ein Jahr lang fortgesetzt wurde, scheint die Regierung von US-Präsident Joe Biden endlich die Bedeutung starker Handelsbeziehungen erkannt zu haben. Die Vereinigten Staaten beraten mit der Europäischen Union über den Ausbau der Zusammenarbeit in den Bereichen Handel und Technologie und mit anderen Ländern über Fragen der Landwirtschaft.

Eine große Chance, Trumps Vermächtnis rückgängig zu machen, bietet sich im Juni, wenn die Handelsminister aus 164 Mitgliedstaaten und 25 Beobachterländern in Genf zur 12. Ministerkonferenz der Welthandelsorganisation zusammenkommen. Das Treffen kann nicht früh genug stattfinden. Die Weltwirtschaft braucht dringend eine Wiederherstellung der WTO, damit sie wieder die wertvolle Rolle spielen kann, die sie vor der Trump-Präsidentschaft gespielt hat.

Es ist der WTO und ihrem Vorgänger, dem Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommen, zu verdanken, dass das offene multilaterale Handelssystem nach dem Zweiten Weltkrieg 70 Jahre lang so erfolgreich war. Es ist das große Verdienst der USA, dass sie bei der Gründung der Institution und der Unterstützung ihrer Entwicklung eine Vorreiterrolle übernommen haben. Damals erklärten sich die Mitgliedstaaten bereit, ihre Handelspolitik der Rechtsstaatlichkeit zu unterwerfen, was wiederum den Händlern ermöglichte, vertrauensvoll am internationalen Handel teilzunehmen.

https://prosyn.org/US2Mb3Kde