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Navigation im perfekten Wirtschaftssturm

JAKARTA – Wie ich bereits bei der Eröffnung des Gipfels der Finanzminister und Notenbankchefs der G20 am 12. Oktober 2022 deutlich sagte, ist die Welt durch hohe Inflation, schwache Wachstumszahlen, Energie- und Ernährungsunsicherheit, Klimawandel, geopolitische Fragmentierung und wachsende Schuldenlasten zunehmenden und sich gegenseitig verstärkenden Risiken ausgesetzt. Und obwohl Niedrigeinkommensländer besonders stark betroffen sind, müssen sich auch Länder mit mittlerem und hohem Einkommen auf spürbare Einschränkungen einstellen.

Die globale Wirtschaft segelt schon länger in Richtung des perfekten Sturms. Die Coronapandemie hat bei allen Volkswirtschaften Narben hinterlassen und zunächst die Gesamtnachfrage und dann das Gesamtangebot schrumpfen lassen. Die Symptome ähneln denen einer „Liquiditätsfalle“, weil weiterhin hohe Finanzbeträge Dritter in den Finanzsektor fließen, die reale Wirtschaft jedoch stagniert. Um dieses Problem zu lösen, entwickelte der größte Wirtschaftswissenschaftler des 20. Jahrhunderts John Maynard Keynes das Konzept der antizyklischen Fiskalpolitik. Wenn die Wirtschaft boomt, muss das jährliche Haushaltsdefizit verringert werden, wenn sie sich dagegen abschwächt, darf das Defizit wieder wachsen.

Indonesien hat mit einem Gesetz aus dem Jahr 2003 seine Fiskalpolitik reguliert und das jährliche Defizit auf unter 3 Prozent des BIP und die Gesamtverschuldung des Landes auf 60 Prozent beschränkt (was den Parametern des Stabilitäts- und Wachstumspaktes der Europäischen Union entspricht). Als die Wirtschaft in der Coronakrise schrumpfte, wurde jedoch zugelassen, dass das jährliche Haushaltsdefizit auf über 3 Prozent steigt, um Spielraum für Konjunkturmaßnahmen zu lassen. Um diese Flexibilität zu ermöglichen, musste die Regierung die Schuldenobergrenze vorübergehend aufheben.

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