France's new economic policy Bertrand Guay/Getty Images

Ein neuer Kurs für den Wirtschaftsliberalismus

GENF – Seit der landwirtschaftlichen Revolution hat technologischer Fortschritt stets die einander entgegengesetzten Kräfte Verteilung und Konzentration geschürt. Verteilung stellt sich ein, wenn alte Mächte und Vorrechte zerfallen; Konzentration tritt ein, wenn sich Macht und Reichweite derjenigen, die die neuen Möglichkeiten kontrollieren, ausdehnen. Die so genannte vierte Industrielle Revolution wird in dieser Hinsicht keine Ausnahme bilden.

Bereits jetzt verschärfen sich die Spannungen zwischen Verteilung und Konzentration auf allen Ebenen der Wirtschaft. Während der gesamten 1990er und frühen 2000er Jahre wuchs der Handel doppelt so schnell wie das BIP, wodurch hunderte Millionen Menschen aus der Armut befreit wurden. Dank der Globalisierung von Kapital und Wissen konnten Länder ihre Ressourcen in produktivere und lukrativere Sektoren verlagern. All das trug zur Verteilung der Marktmacht bei.

Doch diese Verteilung trat parallel zu einer ebenso deutlichen Konzentration auf. Auf sektoraler Ebene sicherten sich ein paar Schlüsselindustrien – vor allem die Finanzindustrie und Informationstechnologie – einen wachsenden Gewinnanteil. In den Vereinigten Staaten beispielsweise entfallen auf den Finanzsektor gerade einmal 4 Prozent der Arbeitsplätze, aber über 25 Prozent der Unternehmensgewinne. Und bei der Hälfte jener US-Unternehmen, die Gewinne von 25 Prozent oder mehr erwirtschaften, handelt es sich um Technologiefirmen.

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