haykel18_MANDEL NGANAFP via Getty Images_mbs Mandel Ngan/AFP via Getty Images

Saudi-Arabiens neuer Nationalismus

RIAD – Saudi-Arabien wird immer nationalistischer: Beim diesjährigen Nationalfeiertag am 23. September kamen die Menschen – insbesondere die junge Bevölkerungsmehrheit – im ganzen Königreich zusammen, um Flaggen zu schwenken, zu tanzen und militärische Flugshows zu bewundern. Dass solche patriotischen Veranstaltungen, die vom saudischen De-Fakto-Staatschef Kronprinz Mohammed bin Salman (auch MBS genannt) gefördert werden, immer zahlreicher werden, verdeutlicht die Motive hinter den jüngsten politischen und wirtschaftlichen Reformen des Landes.

Beginnen wir mit der Außenpolitik: Dort betreibt Saudi-Arabien jetzt eine Entspannungspolitik gegenüber dem Iran, die von China gefördert wird. Weiterhin spricht das Land (auf Initiative der USA) jetzt mit Israel, um die diplomatischen Beziehungen zu normalisieren. Außerdem wurde es in die BRICS-Gruppe wichtiger Schwellenländer aufgenommen, und es bemüht sich neuerdings, den Krieg im Jemen zu beenden.

Innenpolitisch hingegen findet eine Zentralisierung statt, innerhalb derer MBS seine Macht zunehmend festigt. Abweichende Stimmen – insbesondere von Islamisten, die sich für ein alternatives politisches Modell einsetzen – werden unterdrückt, und die saudische Geschichte sowie die Lehrpläne an den Schulen werden immer stärker auf die Narrative des Regimes ausgerichtet. Außerdem investieren die Saudis massiv in den internationalen Sport (insbesondere Golf und Fußball) und richten ihre Ölpolitik stärker auf ihre langfristigen Haushaltsbedürfnisse aus.

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