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Die Verfassung wird die amerikanische Demokratie nicht retten

CAMBRIDGE – Als bekannt wurde, dass ein Whistleblower aus Geheimdienstkreisen US-Präsident Donald Trump beschuldigt, einem ausländischen Staatschef unangemessene Versprechungen gemacht zu haben, sind erneut Hoffnungen aufgekommen, wie sie unlängst auf den Bericht von Sonderermittler Robert Mueller gesetzt wurden. Viele von denen, die an Trumps normverletzender, wahrheitsverdrehender und polarisierender Präsidentschaft verzweifeln, hatten geglaubt, dass das System ihn irgendwie maßregeln, bändigen oder entfernen würde. Doch diese Hoffnungen waren damals falsch, und sie sind es heute.

Die Mehrheit der Wählerinnen und Wähler, die die Nase voll von Trump und der treu hinter ihm stehenden Republikanischen Partei hat, sollte nicht darauf bauen, dass Trump von Washington-Insidern oder einem edlen Ritter zur Rechenschaft gezogen wird. Hier ist die Gesellschaft in der Verantwortung, in erster Linie an der Wahlurne und wenn nötig durch Proteste auf der Straße.

Die Einbildung, die Vereinigten Staaten könnten von Insidern aus Washington und durch die Verfassung gerettet werden, ist Teil eines weitverbreiteten Narrativs über die Ursprünge amerikanischer Institutionen. Dieser Erzählung zufolge verdanken die Amerikaner ihre Demokratie und ihre Freiheiten den genialen, weitsichtigen Gründern der Nation, die ein System mit den richtigen Formen von gegenseitiger Kontrolle, Gewaltenteilung und anderen Vorsichtsmaßnahmen konzipiert haben.

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