A GrabBike rider uses his mobile phone Bay Ismoyo/Getty Images

Die Platform Economy

WASHINGTON, DC – Es vergeht kaum ein Tag ohne einen Artikel, eine neue Konferenz oder Forschungsinitiative über die Zukunft der Arbeit. Die Roboter kommen, oder sie kommen weniger schnell als gedacht; wenn sie tatsächlich kommen, werden sie alle arbeitslos machen, oder sie werden ebenso viele neue Arbeitsplätze schaffen wie vernichten – so geht die Diskussion hin und her. Wie jedoch wäre es, wenn wir, statt zu versuchen, die Zukunft vorherzusagen, uns die Realität ansähen, wie sie Milliarden Menschen heute erleben?

Rund 80% der Weltbevölkerung leben in Schwellenvolkswirtschaften, die durch informelle Märkte und fließende Beschäftigungsstrukturen gekennzeichnet sind. Die SHIFT Commission on Work, Workers, and Technology hat Gruppen in fünf Großstädten der USA eingeladen, sich vier Szenarien entlang von zwei Veränderungsachsen vorzustellen – mehr bzw. weniger Arbeit, und mehr Arbeitsplätze oder mehr Auftragsarbeiten. Die Teilnehmer waren unterschiedlicher Ansicht bezüglich der Menge der künftigen Arbeit, doch fast alle prognostizierten die kontinuierliche Auflösung von Arbeitsplätzen zu Auftragsarbeiten, und zwar sowohl bei schlecht wie bei gut bezahlten Tätigkeiten: von der Arbeit als Kraftfahrer bis hin zur Ausübung des Anwaltsberufs. Das ist die Realität, wie sie heute bereits in Schwellenvolkswirtschaften herrscht.

Eine Untersuchung der Arbeitsmuster in diesen unterschiedlichen Ländern ergibt drei wichtige Lehren. Erstens üben die Menschen dort mehrere „geschichtete“ Tätigkeiten aus unterschiedlichen Arbeitsbereichen aus und erzielen Einkünfte aus mehr als einer Quelle. Zweitens bilden sich mit großer Geschwindigkeit sogenannte „Platform Economies“ heraus, die auf traditionellen Netzwerken aufbauen. Und schließlich gehen diese Arbeitsmuster häufig mit drastischer Einkommensungleichheit einher.

https://prosyn.org/RUCrvFKde