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Interdependenz im 21. Jahrhundert

MADRID: Von all den Lehren, die sich aus dem seit Russlands Einmarsch in der Ukraine vergangenen Jahr ziehen lassen, ragt eine heraus: Globale Interdependenz garantiert keinen Frieden und muss an die durch jüngste Ereignisse aufgedeckten Realitäten angepasst werden.

Laut Joseph S. Nye, Jr. (Harvard) und Robert O. Keohane (Princeton) bezeichnet Interdependenz die gegenseitige Abhängigkeitsbeziehung, die sich zwischen Staaten aufgrund von deren Interaktionen – insbesondere Wirtschafts- und Handelsverbindungen – entwickelt. Angesichts der Verflechtungen zwischen Märkten und Politik (einschließlich der Geopolitik) sind Staaten aufeinander angewiesen, um ihre Sicherheit (einschließlich der Sicherheit ihrer Energieversorgung) zu steigern und Wirtschaftswachstum und Entwicklung zu erreichen.

In den letzten Jahrzehnten nahm die Interdependenz im politischen Denken des Westens eine privilegierte Rolle ein. Während eine Neubetrachtung des Konzepts unvermeidlich ist, wäre es unehrlich und unproduktiv, den positiven Beitrag zu ignorieren, die sie bei der Förderung globaler Stabilität und der Sicherheit in Europa seit Ende des Zweiten Weltkriegs geleistet hat.

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