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Freunde der Taliban?

BISHKEK – Die Tage und Nächte nach der Eroberung Kabuls durch die Taliban und dem Zusammenbruch der afghanischen Regierung sind bemerkenswert ruhig verlaufen. Die meisten Geschäfte und Betriebe sind geschlossen. Gewöhnliche Afghanen verstecken sich in ihren Häusern. Die Taliban agieren wie eine Polizei, die die Stadt vor Plünderern schützt. Und doch stehen die Afghanen in diesem Moment der relativen Ruhe vor einer monumentalen Erkenntnis: Sie leben jetzt in einem völlig neuen Land.

Bei der Verteidigung seiner Entscheidung, alle amerikanischen Truppen aus Afghanistan abzuziehen, räumte US-Präsident Joe Biden ein, dass sich die Ereignisse „schneller“ entwickelt haben, als die US-Beamten erwartet hatten. Biden zufolge ist dies darauf zurückzuführen, dass die politische Führung Afghanistans, einschließlich Präsident Ashraf Ghani, „aufgegeben habe und aus dem Land geflohen sei“ und „das afghanische Militär, manchmal ohne zu versuchen zu kämpfen, zusammengebrochen sei“. Der amtierende Verteidigungsminister Afghanistans, General Bismillah Khan Mohammadi, verteidigte das Militär und twitterte: „Sie haben uns von hinten die Hände gebunden und das Land verkauft. Verflucht seien Ghani und seine Bande.“

Was auch immer in der letzten Woche in Kabuls Korridore der Macht passiert ist, jetzt sind es die Taliban, die die Macht innehaben. Aber wer sind die Taliban, für deren Niederschlagung das mächtigste Land der Welt mehr als 2 Billionen Dollar ausgegeben hat, und was bedeutet ihre Rückkehr an die Macht für die Afghanen und ihre Nachbarn?

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