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Die Wahrheit über Trumps Mob

NEW YORK – Der Sturm auf das Kapitol in Washington am 6. Januar lässt sich leicht missverstehen. Viele von der Nervenprobe erschütterte Mitglieder des Kongresses haben Erklärungen abgegeben, dass Amerika eine Nation der Gesetze und nicht des Mobs sei. Dabei wird impliziert, dass die von Präsident Donald Trump aufgestachelten Turbulenzen etwas Neues seien. Das sind sie nicht. Die USA haben eine lange Geschichte der Gewalt durch den Mob, die von weißen Politikern im Dienste reicher weißer Amerikaner angeheizt wurde. Was diesmal ungewöhnlich ist, ist, dass der weiße Mob sich gegen die weißen Politiker richtete und nicht gegen Farbige, die sonst gewöhnlich die Opfer sind.

Natürlich sind die Umstände dieser Ausschreitungen äußerst wichtig. Ihr Ziel war, den Kongress einzuschüchtern, damit dieser die friedliche Übergabe der Macht stoppen würde. Dies ist der Versuch zum Umsturz, und indem er dazu aufgewiegelt hat, hat Trump ein Kapitalverbrechen begangen.

In der Vergangenheit richtete sich eine derartige Gewalt des Mobs auf stärker traditionelle Ziele des weißen Hasses: Afroamerikaner, die versuchten, zu wählen oder die Rassentrennung in Bussen, im Wohnungswesen, an Essenstheken und in Schulen zu beenden, amerikanische Ureinwohner, die ihre Jagdgründe und natürlichen Ressourcen zu schützen suchten, mexikanische Farmarbeiter, die ein sicheres Arbeitsumfeld verlangten, und chinesische Einwanderer, die zuvor die Eisenbahnen gebaut und in den Bergwerken gearbeitet hatten. All diese Gruppen waren Ziele der von Amerikanern wie US-Präsident Andrew Jackson und dem Grenzer Kit Carson (im 19. Jahrhundert) und dem Gouverneur von Alabama George Wallace (im 20 Jahrhundert) angeheizten Gewalt des Mobs.

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