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Die Geheimwaffe der türkischen Demokratie

OXFORD – Durch den jüngsten fehlgeschlagenen Putschversuch in der Türkei wird veranschaulicht, wie anfällig das Land immer noch gegen eine militärische Machtübernahme ist. Sichtbar wird aber auch eine neues – und überaus potentes – Potenzial, das auch von den Nachbarn der Türkei kultiviert werden sollte: eine starke Mittelklasse, die bereit und in der Lage ist, gegen extremistische Bedrohungen zu kämpfen. Die Frage für die Türkei besteht nun darin, ob Präsident Recep Tayyip Erdoğan dieses Potenzial fördern wird. Und die anderen Länder des Nahen Osten müssen sich damit beschäftigen, wie sie eine solche stabilisierend wirkende Mittelklasse aufbauen können.

Als die Bürger Istanbuls mitten in der Nacht in Massen auf die Straße gingen, um die Putschisten des Militärs zurückzudrängen, war dies ein beeindruckendes Beispiel kollektiver Tatkraft – das für alle politischen Führer von Interesse sein sollte, insbesondere für jene, die in ihren Ländern die Entwicklung fördern möchten. Die Analysen des Putschversuchs beschränkten sich in erster Linie auf die Rivalitäten innerhalb der türkischen Elite und Erdoğans Fehler (die natürlich umfangreich sind). Wenig wurde hingegen über den Strukturwandel der politischen Ökonomie der Türkei gesagt, der der Mittelklasse und damit die Wählerbasis von Erdoğans Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP) zum Aufstieg verholfen hat.

In den letzten zwei Jahrzehnten hat die Türkei bemerkenswerte wirtschaftliche Fortschritte gemacht. Sie hat sich vom kranken Mann Europas in eine der dynamischsten Volkswirtschaften des Kontinents und in ein neues Handelszentrum des Nahen Ostens verwandelt. Entscheidend für diesen Wandel waren die Investitionen in Infrastruktur, die Unterstützung des unternehmerischen Mittelstands und die Entwicklung des Tourismussektors.

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