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Die weißen Schwäne des Jahres 2020

NEW YORK – In meinem im Jahr 2010 erschienenen Buch Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft definierte ich Finanzkrisen nicht als die von Nassim Nicholas Taleb in seinem gleichnamigen Bestseller beschriebenen „schwarze Schwäne“, sondern vielmehr als „weiße Schwäne“. Laut Taleb handelt es sich bei schwarzen Schwänen um Ereignisse, die wie ein Tornado völlig unvorhergesehen aus einer statistischen Verteilung mit fettem Verteilungsende hervorgehen. Ich argumentierte hingegen, dass Finanzkrisen eher mit Hurrikanen zu vergleichen sind: nämlich als vorhersehbares Ergebnis sich häufender wirtschaftlicher und finanzieller Schwachstellen und politischer Fehler.

Es gibt Zeiten, in denen wir darauf gefasst sein sollten, dass das System einen Wendepunkt – den „Minsky-Moment” – erreicht. Dieser tritt ein, wenn aus Boom und Blasen Crashes und Pleiten werden. Bei derartigen Ereignissen geht es nicht um „unbekannte Unbekannte“, sondern um „bekannte Unbekannte.“ 

Jenseits der üblichen wirtschaftlichen und politischen Risiken, die den meisten Finanzanalysten Sorgen bereiten, sind heuer eine Reihe potenziell folgenschwerer weißer Schwäne am Horizont sichtbar. Jeder von ihnen könnte schwere wirtschaftliche, finanzielle, politische und geopolitische Störungen auslösen, wie sie seit der Krise des Jahres 2008 nicht mehr aufgetreten sind. 

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