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Krisen der Ungewissheit

PRINCETON – Eine relativ kleine Bankenkrise hat ausgereicht, um die Fragilität des heutigen Multilateralismus zu demonstrieren. Die Bankenzusammenbrüche in den Vereinigten Staaten und Europa haben die Erwartungen auf den Kopf gestellt, weil die Regierungen nicht einmal so taten, als würden sie bei der Bewältigung der Folgen einem gemeinsamen Regelwerk folgen. Das weltweite Bankensystem ist zwar in einem besseren Zustand als kurz vor der Finanzkrise von 2008, aber die in den letzten 15 Jahren geschaffenen Mechanismen zur Bewältigung finanzieller Belastungen haben sich als unzureichend erwiesen.

Die jüngste Krise hat weiterreichende Auswirkungen darauf, wie die Welt kollektive Probleme angehen kann und sollte. Schließlich war der Multilateralismus bereits auf eine harte Probe gestellt worden. Obwohl die Staats- und Regierungschefs der Welt nach der Krise von 2008 immer wieder betonten, dass es keine Rückkehr zum Protektionismus geben dürfe, ist die Welthandelsorganisation machtlos geworden und nicht in der Lage, neue Abkommen zu schließen oder gar Konflikte auf der Grundlage bestehender Abkommen zu schlichten. Alle großen Volkswirtschaften – die USA, China und die Europäische Union – haben verschiedene Formen des Protektionismus eingeführt.

Dieser Trend kann als eine Kombination aus Finanzprotektionismus und willkürlichen staatlichen Maßnahmen verstanden werden. Eine wichtige Lehre aus der Krise von 2008 war, dass fragmentierte Regulierungssysteme problematisch sind und dass im Falle eines plötzlichen Schocks oder Zusammenbruchs klare Regeln erforderlich sind. Der Zusammenbruch der Silicon Valley Bank (SVB) wurde jedoch zum Teil von der US-Notenbank und zum Teil von einer kalifornischen Aufsichtsbehörde gehandhabt, die die Entscheidung traf, die Bank mitten an einem Handelstag zu schließen, was einen viel größeren Ansturm auf kleinere Banken auslöste.

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